Die Weisheitszähne
Die Weisheitszähne sind die letzten Zähne im Ober- und Unterkiefer des Menschen. Es sind die dritten Molaren (=Backenzähne), oder die sogenannten 8er, sprich von der Mittellinie ausgehend die achten Zähne. Sie stellen ein Relikt aus vergangenen Zeiten dar, als wir Menschen Nahrung noch ausgeprägter zerkleinern mussten. Die Weisheitszähne werden als Rudimente bezeichnet, da sie noch sehr häufig auftreten und eigentlich ohne Funktion sind.
Meist brechen diese Zähne im Alter von 16 Jahren durch. Allerdings haben nur bei ungefähr der Hälfte aller Patienten die Weisheitszähne Platz im Kiefer. Besonders im Unterkiefer kommt es durch Platzmangel häufig zu Durchbruchsbeschwerden (Perikoronitis). Bezüglich der Morphologie (Gestalt) weisen die Weisheitszähne im Gegensatz zu den restlichen Zähnen des Menschen enorme Unterschiede auf.
Weisheitszähne werden aus folgenden Gründen in der Regel entfernt:
- Die Weisheitszähne haben keinen Platz in der Zahnreihe.
- Die Weisheitszähne haben keinen Platz im Kiefer und entzünden sich beim Durchbruch (Perikoronitis).
- Die Weisheitszähne schädigen durch ihre Lage im Kiefer Nachbarzähne.
- Die Weisehitszähne im Oberkiefer stehen im Verdacht eine Entzündung in der Kieferhöhle zu unterhalten.
- Die Weisheitszähne bilden Zysten aus.
- Die Weisheitszähne stehen gekippt in der Mundhöhle und sind nicht zum Zerkleinern der Nahrung dienlich, aber kaum zu reinigen und stellen Schmutznischen dar.
- Ein Weisheitszahn hat eine tiefe Karies und ist nicht mehr erhaltungswürdig.
- Ein Weisheitszahn braucht eine Wurzelkanalbehandlung. Die Wurzelbehandlung kann durch die Lage des Zahnes in der Mundhöhle oder die atypische Wurzelkanalkonfiguration nicht durchgeführt werden.
- Die Weisheitszähne müssen im Rahmen einer kieferorthopädischen oder prothetischen Planung entfernt werden.
Zahnweh beim Weisheitszahndurchbruch
Zahnweh bei Weisheitszähnen lassen sich als sogenannte Schlupfwinkelinfektionen beschreiben, die im Unterkiefer deutlich häufiger vorkommen als im Oberkiefer. Das Missverhältnis zwischen Zahn- und Kiefergröße bedeutet für den Zahn ein Durchbruchshindernis. So kann er die Kauebene nicht erreichen. Der Zahn bleibt somit teilweise von Schleimhaut bedeckt; man spricht von einer sogenannten Kapuze. Der Zahndurchbruch ist gestört. Im Fachjargon spricht man Dentitio difficilis.
In diesem Bereich können sich Speisreste und Bakterien sammeln und zu einer akuten oder chronischen Entzündung führen. Die Zahnbürste ist in diesem Bereich leider machtlos.
Für den Patienten ist das Beschwerdebild meist mit einem „puckernden“ Schmerz im Unterkiefer, der sich bis zum Ohr und der Schläfe hochzieht, verbunden. Gerade bei Bewegung wird der Schmerz stärker. Patienten beschreiben das pochen oft als pulssynchron.
Die Kieferklemme, sprich eine eingeschränkte Mundöffnung, Schluckbeschwerden und geschwollene Lymphknoten können das Krankheitsbild „Zahnschmerzen durch Weisheitszähne“ ergänzen. Ein „unangenehmer Geschmack“ im Mund ist durch eitriges Sekret in der „Tasche“ (= Raum zwischen Schleimhautkapuze und Zahn, sprich Schlupfwinkel) zu erklären.
Es sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Bei Schüttelfrost und Fieber darf der Arztbesuch keinesfalls aufgeschoben werden. Er wird erst Ihre Mundhöhle untersuchen und dann meist eine sogenannte Panoramaschichtaufnahme (Röntgenbild auf dem alle Zähne zu sehen sind) anfertigen. Im Anschluss wird er entscheiden, ob er Sie zu einem Oralchirurgen überweist.
Weisheitszähne gelten aber nur als eine Ursache für Zahnschmerzen. Weitere Ursachen sind im entsprechendem Beitrag aufgelistet.
Zahnschmerzen NACH einer OP
Bei Schmerzen nach einer Weisheitszahnentfernung muss unterschieden werden, ob sich der Zahn im Oberkiefer oder Unterkiefer befindet und, ob der Zahn die Kauebene erreicht hat oder im Knochen liegt. Sollte der Zahn im Knochen liegen, muss er aus diesem heraus gefräst werden und die Erholungsphase nach dem Eingriff wird länger dauern als nach dem Entfernen eines Weisheitszahnes, der völlig durchgebrochen ist und wie jeder andere Zahn nicht gefräst werden muss, sondern gezogen werden kann.
Schmerzen im OK sind seltener als im UK. Dies hängt vor allem mit der besseren Durchblutung des OK Knochens zusammen.
Schwellung und Schmerzen sind nach jedem operativen Eingriff möglich. Die Schwellung erreicht in der Regel am 3. Tag ihren Höhepunkt. Das ist normal und kein Grund zur Besorgnis. Blaue Flecken und eine eingeschränkte Mundöffnung sind ebenfalls Begleiterscheinungen eines operativen Eingriffs.
Eine Komplikation stellt allerdings die Alveolitis sicca dar. Bei der sogenannten trockenen bzw. entzündete Alveole (Alveole = knöchernes Zahnfach) hat sich das Blutkoagulum aus der Extraktionswunde zersetzt und der Knochen liegt frei oder ist mit graugrüner Zerfallsmasse des Koagulums bedeckt. Die Wundheilung ist somit gestoppt. Das Blutkoagulum ist für die Wundheilung sehr wichtig. Es schützt die Wunde wie ein Verband und wandelt sich langfristig in Bindegewebe um aus dem später Knochen entsteht.
Das Krankheitsbild der Alveolitis sicca (Dry socket) ist häufig ca. 3-4 Tage nach dem operativen Eingriff zu beobachten. Es handelt sich um unerträgliche Schmerzen, die auf den freiliegenden Knochen zurückzuführen sind. Man spricht auch von einem Postextraktionssyndrom oder von Dolor post extractionem.
Laut Klammt und Schubert (1986) sind zwischen 2,4 und 8,2% aller Zahnextraktionen post operativ vom Dolor post extractionem betroffen. Es muss unverzüglich ein Termin bei Ihrem Zahnarzt ausgemacht werden. Der Schmerz wird sich ohne zahnärztliche Behandlung nicht lindern lassen. Die Wunde muss nochmals behandelt werden.
Es sei auch nochmals in aller Form darauf hingewiesen, dass bei einer anhaltenden Blutung, Fieber, Schüttelfrost und Schluckbeschwerden unverzüglich ein Zahnarzt aufgesucht werden muss.