Zahnschmerzen durch Wurzelspitzenentzündung 

Wurzelspitzenresektion

Die Wurzelspitzenresektion ist die Therapie bei einer Wurzelspitzenentzündung, wenn keine Therapieerfolge mit einer Wurzelfüllung oder einer Revision erreicht werden konnten.

Wurzelspitzenentzündung (Parodontitis apicalis)

Die Wurzelspitzenresektion (WSR) stellt eine wichtige Therapie bei Zahnschmerzen dar und ist ein chirurgischer Eingriff. Bei diesem wird die Wurzelspitze eines Zahns mit den apikalen (an der Wurzelspitze) entzündlichen Veränderungen entfernt und der Wurzelkanal an dem gekürzten Ende bakteriendicht verschlossen. Diese entzündliche Veränderung im Knochen kann mit oder ohne Zahnschmerzen verbunden sein. Die chronische Parodontitis apicalis ist in der Regel schmerzfrei. Die bakterielle Infektion und die körpereigene Abwehr sind im Gleichgewicht. Es herrscht eine Art „Ruhezustand“. Klinisch ist der Zahn unauffällig. Nur im Röntgenbild lässt sich die chronische Parodontitis apicalis diagnostizieren. Die akute Parodontitis apicalis wird mit starken Kieferschmerzen assoziiert. Aus der schmerzfreien chronischen Parodontitis apicalis kann sich eine äußerst schmerzhafte Parodontitis apicalis (Parodontitis apicalis chronica acuta) bilden. 

Ursache für die entzündlichen Veränderungen im Kieferknochen sind Bakterien im Wurzelkanallumen eines devitalen (abgestorbenen) Zahns.

Dies gilt sowohl für einen bereits wurzelkanalbehandelten als auch für einen abgestorbenen Zahn ohne Wurzelkanalfüllung. Ist der Zahn noch nicht wurzelkanalbehandelt, stellt die Wurzelkanalbehandlung die Therapie der Wahl dar. Von einer sofortigen Resektion (WSR) ist in den meisten Fällen dringend abzuraten. Es ist mittlerweile belegt, dass auch große Defekte im Knochen ohne operativen Eingriff ausheilen können. Bei einer adäquaten Wurzelbehandlung werden die Bakterien aus den Wurzelkanälen entfernt und bakteriendicht verschlossen, so dass die Entzündung im Kieferknochen ausheilen kann. Die Wurzelspitzenresektion kann keine akkurate Wurzelfüllung ersetzen.

Entzündungen Wurzelspitze

Zahn 35 und 37 weisen enorme Entzündungen an der Wurzelspitze auf. Diese Entzündungen werden durch Bakterien im abgestorbenen Wurzelkanalsystem ausgelöst. Der Zahn 37 weist zusätzlich einen starken Befall des Parodonts (Zahnhalteaparat). Vor Beginn der Therapie wurde diskutiert den Zahn 37 zu ziehen.

Entzündungen Wurzelspitze

Zwei Jahre später: Sowohl der Zahn 35 als auch der Zahn 37 weisen keine Entzündung an den Wurzelspitzen (Parodontitis apicalis) auf. Am Zahn 37 hat sich die parodontale Situation völlig regeneriert. Beide Zähne stehen wieder fest im Knochen und konnten ohne chirurgischen Eingriff (Wurzelspitzenresektion) therapiert werden.

Auch bei Wurzelspitzenentzündungen an einem bereits wurzelkanalbehandelten Zähnen ist eine Wurzelspitzenresektion nicht die Therapie der Wahl. Häufig kann mit einer Revision versucht werden, den Zahn ohne chirurgischen Eingriff zu therapieren. Des Weiteren werden bei einer Wurzelspitzenresektion ohne Revision zwar die Wurzelspitzen abgeschnitten und das entzündete Gewebe im Knochen entfernt, allerdings arretieren die im Kanallumen bestehenden Bakterien. Ziel ist es, durch den operativen Eingriff einer Wurzelspitzenresektion pathologische (krankhafte) Veränderung im Knochen zum Heilen zu bringen und den Zahn somit langfristig zu erhalten. Ausführlich gereinigte und dicht gefüllte Wurzelkanäle sollten die Voraussetzung für eine Wurzelspitzenresektion darstellen.

Wurzelspitzenresektion

Die Wurzelspitzenresektion ist die letzte Chance für einen Zahn mit einem entzündlichen Prozess an der Wurzelspitze, wenn die „normale“ Wurzelkanalbehandlung“ und eine Revision keinen Therapieerfolg erreichen konnten, sprich, wenn der Wurzelkanalbehandlung die Elimination der Bakterien aus dem Wurzelkanalsystem und die anschließende hermetisch dichte Wurzelfüllung nicht gelingt. Dies kann vorkommen,

  • wenn die Wurzelkanäle sehr starke Krümmungen haben,
  • wenn Wurzelkanäle nicht zu instrumentierende Seitenkanäle aufweisen,
  • wenn bei der Wurzelkanalbehandlung eine Perforation im Bereich der Wurzelspitze vorliegt und diese nicht verschlossen werden kann,
  • wenn Zähne mit Stiften versorgt sind, deren Entfernung eine hohes Frakturrisiko des Zahnes mit sich bringt,
  • bei abgebrochenen Wurzelkanalinstrumenten,
  • wenn sich Entzündungen an der Wurzelspitze nach einer Wurzelkanalbehandlung nicht zurückbilden, oder
  • der Verdacht einer Zyste besteht.

Bevor eine Wurzelspitzenresektion nach Wurzelkanalbehandlung durchgeführt wird, empfehle ich abzuwarten. Anhand von engmaschigen Röntgenbildern und klinischen Kontrollen wird die Situation an der Wurzelspitze beobachtet und für jeden Patienten individuell besprochen und entschieden. Der Erfolg einer WSR kann erst nach einigen Monaten festgestellt werden. Diese Zeit benötigt der Knochen für die Regeneration. Starke akute persistierende Zahnschmerzen stellen eine Ausnahme zum eher abwartenden Procedere dar. In diesen Fällen hat eine Wurzelspitzenresektion unter Umständen zeitnah nach der Wurzelfüllung zu erfolgen.

Operation Wurzelspitzenresektion

Bild: Intraoperativ Darstellung einer Wurzelspitzenresektion am Zahn 46. Das Zahnfleisch wurde weggeklappt, der Knochen ausgefräst und die Wurzelspitzen gekappt.

Bei der Wurzelspitzenresektion werden ca. 3-4 mm von der Wurzelspitze eines Zahns entfernt. Der Wurzelkanal wird von retrograd (vom Knochen aufwärts) bakteriendicht verschlossen und der umliegende Knochen wird gereinigt. Um an die Wurzelspitze entfernen zu können, muss das Zahnfleisch auf die Seite geklappt und der Knochen um die Wurzelspitze weggefräst werden. Nach Kappung der Wurzelspitze, Entfernung des entzündlichen Gewebes und dem bakteriendichten Verschluss der „abgeschnittenen“ Wurzelspitze(n) wird die Wunde vernäht. Bei auffälligen Veränderungen des um den Zahn liegende Gewebes im Knochen, wird dieses zur histologischen Untersuchung eingeschickt (siehe Diagnose).

Generell sollte einer Wurzelspitzenresektion immer eine normale Wurzelfüllung (siehe Therapie – Wurzelkanalbehandlung) vorausgehen. Die Wurzelfüllung sollte klassischerweise von Ihrem Hauszahnarzt und nicht von einem Oralchirurgen durchgeführt werden. 

Risiken einer Wurzelspitzenresektion:

Allgemeine Begleiterscheinungen eines jeden operativen Eingriffs sind:

  • Blutung
  • Schwellung
  • Schmerzen
  • Wundinfektion

Neben den klassischen Begleiterscheinungen eines operativen Eingriffs sollten Sie im Bereich der Wurzelspitzenresektion folgende Risiken mit Ihrem Zahnarzt besprechen:

  • Schädigung benachbarter Zähne bei der Resektion der Wurzelspitzen, wenn diese eine sehr enge räumliche Assoziation haben.
  • Zurückbleiben von resezierten Wurzelspitzen und deren Entzündung.
  • Mit der Eröffnung der Kieferhöhle können bei Eingriffen im Oberkiefer Reizungen und Entzündungen einhergehen.
  • Verletzung des N. alveolaris inferior. Dies ist der sensible Ast des N. trigeminus, der den Unterkiefer versorgt. Bei Schädigung kann ein Taubheitsgefühl entstehen, dass in Ausnahmefällen auch dauerhaft sein kann. Die Motorik (Bewegung der Gesichtsmuskulatur, der Zunge und des Kiefers) ist durch die Verletzung des N. alveolaris inferior nicht eingeschränkt.

Revision

Bevor es zur Wurzelspitzenresektion eines bereits wurzelkanalbehandelten, aber noch schmerzenden Zahnes kommt, sollte über eine Revision nachgedacht werden (siehe Therapie -Wurzelkanalbehandlung). Dies bedeutet, dass die bereits in den Zahn eingebracht Wurzelfüllung wieder entfernt wird. Anschließend erfolgt erneut die Desinfektion, Ausmessung und Instrumentierung des Wurzelkanalsystems. Die Wurzelkanalfüllung schließt sich nach der Reinigung und Aufbereitung an. Die Revision ist häufig ein sinnvoller Versuch einen Zahn zu erhalten. Ich empfehle in der Regel vor einer Wurzelspitzenresektion immer, den Versuch der Revision zu unternehmen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen, wenn überhaupt, nur einen kleinen Anteil der Kosten dieser Behandlung. Die Kosten einer Revision müssen teilweise vom Patienten übernommen werden. Diskutieren Sie in Ruhe mit Ihrem Zahnarzt die verschiedenen Optionen.

Schmerzen nach Wurzelspitzenresektion

Nach einer Wurzelspitzenresektion ist mit einer schmerzhaften Wundheilung zu rechnen. Nach ein paar Tagen sollten Sie allerdings wieder beschwerdefrei sein. Die Fäden werden in der Regel nach ca. einer Woche entfernt.

Das Schmerzmittel der Wahl ist Ibuprofen. Ihr behandelnder Arzt wird entscheiden, ob die Einnahme von Antibiotikum notwendig ist oder nicht. Von ASS (z.B. Aspirin) bzw. Kombinationsprodukten, die auch Acetylsalicylsäure (ASS) enthalten, ist sowohl vor und nach dem operativen Eingriff dringend abzuraten. Acetylsalicylsäure hemmt die Thrombozytenaggregation irreversibel, sprich: Es hört nicht auf zu bluten.

Die Wurzelspitzenresektion mit Homöopathie begleiten

Arnica montana (Bergwohlverleih)

Arnica ist DAS Zahnarztmittel. Vor jeder Operation und für einige Tage danach soll das Medikament genommen werden, um die Wundheilung zu fördern. In der Zahnmedizin kommt vor allem die Dosierung C30 vor der Operation und D6 danach zum Einsatz. Es wird empfohlen, schon einen Tag vor dem operativen Eingriff, z.B. eine Wurzelspitzenresektion, mit der Einnahme von Arnica zu beginnen und erst nach ca. 6 Tagen mit der Einnahme aufzuhören.

Am Tag vor der Operation und am Tag der Operation (möglichst direkt davor): jeweils 5 Kügelchen Globuli in der Potenz C30 langsam unter der Zunge zergehen lassen. Anschließend empfehlen sich ab dem nächsten Tag nach der Operation für insgesamt 6 Tage jeweils 1 Kügelchen Arnica C6 morgens, mittags und abends einzunehmen. 

Belladonna (Tollkirsche)

Arnica gilt eher als Wundheilungsförderung. Bei einer entwickelten Entzündung, die aber noch nicht mit einer vollen Schwellung assoziiert ist, kommt Belladonna zum Einsatz. Hier ist zum Beispiel das erste Stadium einer akuten Entzündung nach einer OP zu nennen. Es finden die Dosierungen D6 bis D12 Anwendung. 

Apis mellifica (Honigbiene)

Apis mellifica kommt vor allem bei deutlichen Schwellungen zum Einsatz. Die Patienten verlangen in der Regel nach etwas Kaltem. Die Dosierungen D12 und D30 finden Anwendung. Bei jeder Form der Schwellung sollten Sie allerdings unverzüglich einen Zahnarzt aufsuchen. Möglicherweise muss die Schwellung mit Antibiotika behandelt oder inzidiert werden. Auch homöopathische Mittel sind nicht zur Selbstmedikation gedacht. Besprechen Sie mögliche zahnärztliche operative Eingriffe mit Ihrem Homöopathen und Zahnarzt.

Feldhaus, Homöopathie bei Zahnerkrankungen, Hippokrates Verlag, 4. Auflage 2007

Nux Vomica

Dieses Mittel wird eingesetzt, um der Leber-belastenden Wirkung der Betäubungsmittel entgegenzuwirken und diese auszuleiten.

Schmerzen trotz Wurzelspitzenresektion

Wenn nach dem Heilungsprozess ein wurzelspitzenresezierter Zahn weiterhin Beschwerden macht, sollten Sie mit Ihrem Behandler diskutieren, ob eine weitere Wurzelspitzenresektion sinnvoll ist oder ob die Entfernung des Zahns mit anschließender prothetischer Versorgung (Brücke, Implantat, Prothese) die geeignete Therapie darstellt. 

Optimaler Verlauf einer Wurzelspitzenresektion

Verlauf Wurzelspitzenresektion

Auf dem Röntgenbild (OPG) ist ein großer Knochendefekt am Zahn 46 (blauer umrandet) zu sehen. Dieser umgibt vor allem die distale Wurzel des Zahnes. Die Wurzelfüllung wurde bereits von einem Zahnarzt durchgeführt. Aufgrund des großen Knochendefektes (gelb umrandet) hat sich der Behandler für eine Wurzelspitzenresektion entschieden.

Verlauf Wurzelspitzenresektion

Nach der Operation ist das Entfernen der Wurzelspitzen deutlich zu erkennen. Die Wurzelspitzen wurden vom Knochenaufwärts nochmals keimdicht verschlossen. Man spricht von einer retrograden Wurzelfüllung. Diese zeichnet sich im Röntgenbild kegelförmig an den neuen Enden der Wurzeln ab (blaue Pfeile). Durch die „Reinigung“ des Knochens, ist der Knochendefekt deutlich zu sehen.

Verlauf Wurzelspitzenresektion

Nach sechs Monaten ist die Ausbildung neuer knöcherner Strukturen röntgenologisch zu sehen. Auf dem OPG stellt sich keine apikale Aufhellung mehr dar. Der Patient ist beschwerdefrei und kann den Zahn belasten. Trotzdem sollte der Zahn weiterhin röntgenologisch und klinisch kontrolliert werden.